×

Abstrakte fastperiodische Funktionen. (German) JFM 59.0997.01

Der Definitionsbereich für die unabhängige Variable \(x\) einer fastperiodischen Funktion \(f(x)\) wird wie folgt verallgemeinert: Gegeben eine Menge \(E\) von Elementen \(x, y, \dots \). Zu \(x\) und \(y\) ist die Summe \(x+y\) erklärt, und es gilt \[ x+y=y+x, (x+y)+z = x+(y+z). \] Es existiert das Element 0, so daß\( x+0=0+x=x\) ist. Zu jedem \(x\) existiert \(-x\) mit \(x+(-x)=0\). Jedem \(4x\) ist eine reelle Zahl \(|x|\) zugeordnet gemäß den Vorschriften \[ |0| = 0 \quad, \quad |x| > 0 \quad {\text{für}} x \neq 0, \] \[ |-x| = |x|, \quad |x+y| \leqq |x| + |y|. \] \(|x-y|\) heißt die Entfernung von \(x\) und \(y\). Eine Folge \(\{ x_n \}\) heißt konvergent, wenn \[ \lim _{m, n \to \infty } |x_m - x_n| = 0 \] ist.
Weiter soll die Menge kompakt sein, d. h. jede beschränkte Menge hat einen Häufungspunkt. Eine Menge \(P\) heißt relativ dicht in \(E\), falls es ein \(l >0\) gibt, derart daßjeder Punkt \(x\) von \(E\) in einer \(l\)-Umgebung (d. h. \(|x - t|< l\)) eines Punktes \(t\) von \(P\) gelegen ist.
Als abhängige Veränderliche werden die Elemente \(\xi, \eta, \zeta, \dots \) eines Raumes \(H\) genommen, der dieselben Eigenschaften wie \(E\) hat, nur daß die Forderung der Kompaktheit durch die der Vollständigkeit ersetzt wird, d. h. daß zu jeder konvergenten Folge \(\{x_n\}\) ein Element aus \(E\) gehört, gegen welches sie konvergiert. Ist nun eine Funktion \(\xi = f(x)\) auf \(E\) definiert, so kann die Stetigkeit in üblicher Weise eingeführt werden. \(t\) heißt Verschiebungselement von \(f(x)\) zu \(\varepsilon \), wenn für alle \(x\) aus \(E\) gilt \[ |f(x+t)-f(x)| < \varepsilon. \] Eine stetige Funktion \(f(x)\) heißt fastperiodisch (f. p.), wenn für jedes \(\varepsilon > 0\) die Menge der Verschiebungselemente relativ dicht ist. Die elementaren Eigenschaften der f. p. Funktionen übertragen sich auf die abstrakten f. p. Funktionen ohne Weiteres. Auch die Definition der Normalfunktionen übeträgt sich: \(f(x)\) heißt normall, falls jede Folge \(\{h_n\}\) aus \(E\) eine Teilfolge \(\{k_n\}\) enthält, für welche die Funktionenfolge \(\{f(x+k_n)\}\) gleichmäßig in \(E\) konvergiert. Nun ist jede f. p. Funktion normal und umgekehrt. Daraus folgert man, daß die Summe von f. p. Funktionen wieder f. p. ist. Die Verschiebungsfuktion \[ \upsilon _f(t) =\mathop{\operatorname{Ob.~Gr.}}\limits _{x\subset E}|f(x+t)-f(x)| \] ist f. p. Die Menge \(\{ f_\nu (x) \}\) von gleichmäßig beschränkten f. p. Funktionen heißt durch \(f\) majorisierbar, wenn \[ \upsilon _{f\nu } (t) \leqq \upsilon _f(t) \] gilt. Unter weiteren einschränkenden Annahmen über \(H\) kann axiomatisch der Integralbegriff eingeführt werden, und das Integral einer f. p. Funktion ist wieder f. p., wenn es beschränkt ist.
Um die Theorie der Fourierreihen zu entwickeln, wird neben den eingangs über \(H\) gemachten Annahmen weiterhin vorausgesetzt, daß die Multiplikation eines Elements \(\xi\) aus \(H\) mit einer komplexen Zahl \(\alpha \) möglich ist, und daß für \(\alpha. \xi \), das wieder in \(H\) liegen soll, die üblichen Rechenregeln gelten. Weiter wird für \(E\) die reelle Achse genommen. Dann kann das Integral von \(f(x)\) aus \(H\) durch \[ \lim \sum (x_{\nu + 1} - x_\nu ) f(y_\nu ) \] eigeführt werden und hat die bekannten Eigenschaften. Jetzt hat für f. p. \(f(x)\) aus \(H\) \[ \lim _{T \to \infty } \frac 1{T} \int \limits _0^T f(x) dx = M \{ f(x) \}, \] \[ a(\lambda ) = M \{ f(x) l^{-i\lambda x} \}, \] (\(\lambda \) reelle Zahl) einen Sinn. Die Besselsche Ungleichung und die Parsevalsche Gleichung gelten jedoch nicht mehr. Man zeigt aber, daß für höchstens diejenigen \(\lambda \), die im Modul der jetzt gewöhnlichen f. p. Funktion \(\upsilon _f (t)\) enthalten sind, \( a (\lambda ) \neq 0\) ist. Mit Hilfe des Fejérschen Kerns wird sodann der Approximationssatz \[ | f(x) - \sum _{n=1}^N a_n e^{i \lambda _n x} | \leqq \varepsilon \] bewiesen, wobei \(\lambda _n\) Fourierexponenten von \(f(x)\) sind \((a (\lambda _n) \neq 0)\), und die \(a_n\) in \(H\) liegen. Daraus kann der Eindeutigkeitssatz gefolgert werden. Auch der Bochnersche Summationssatz kann übertragen werden.
Nimmt man endlich zu den Eigenschaften von \(H\) auch noch die hinzu, daß zu zwei Elementen \(\xi, \eta \) eine komplexe Zahl \((\xi, \eta )\) als inneres Produkt zugeordnet ist, das den üblichen Rechenregeln genügt, so bleiben auch die Besselsche Ungleichung und die Parsevalsche Gleichung erhalten. Endlich folgen noch Bemerkungen über die Muckenhouptschen und Stepanoffschen Funktionen.

Full Text: DOI

References:

[1] A. S. Besicovitch [1] Almost periodic functions Cambridge, University Press (1932).
[2] A. S. Besicovitch andH. Bohr [1], Some, remarks on generalisations of almost periodic functions, Det Kgl. Danske Videnskabernes Selskab. Mathematisk, fysiske Meddelelser VIII, 5 (1927).
[3] S. Bochner [1], Beiträge zur Theorie der fastperiodischen Funktionen I. Mathem. Annalen 96 (1926), 119–147. · JFM 52.0261.01 · doi:10.1007/BF01209156
[4] – [2], Beiträge zur Theorie der fastperiodischen Funktionen II. Mathem. Annalen 96 (1926), 383–409. · JFM 52.0265.01 · doi:10.1007/BF01209174
[5] S. Bochner [3], Integration von Funktionen deren Werte die Elemente eines Vektorraumes sind. Erscheint in den Fundamenta Mathematicae, Bd. XX. · JFM 59.0271.01
[6] S. Bochner [4], Abstrakte Funktionen und die Besselsche Ungleichung. Erscheint, in den Göttinger Nachrichten.
[7] S. Bochner [5], Eine Bemerkung zum Satz von Fubini. Erscheint in den Fundamenta Mathematicae. · JFM 59.0271.02
[8] H. Bohr [1], Fastperiodische Funktionen. In: Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebeiete, Springer 1932, Bd. 1.
[9] H. Bohr [2], Zur Theorie der fastperiodischen Funktionen II. Acta mathematica 46 (1925), 101–214 · JFM 51.0212.02 · doi:10.1007/BF02543859
[10] H. Bohr undB. Jessen [1], Über fastperiodische Bewegungen auf einem Kreise, Annali della R.Scuola Normale Superiore di Pisa, Scienze Fisiche e matematiche, Serie II, 1 (1932), 385–398.
[11] I. Favard [1], Sur les équations différentielles linéaires à coëfficients presque-périodiques. Acta mathematica 51 (1928), 31–81. · JFM 53.0409.02 · doi:10.1007/BF02545660
[12] L. M. Graves [1]. Riemann Integration and Taylor’s Theorem, Transactions of the American Mathematical Society 29 (1927), 163–177. · JFM 53.0234.03
[13] M. Kerner [1], Gewöhnliche Differentialgleichungen der allgemeinen Analysis, Prace matematyczno-fizyczne, 40 (1932), 47–67. · Zbl 0006.20203
[14] C. F. Muckenhoupt [1], Almost periodic functions and vibrating systems. Journal of Mathematics and Physics, Massachusetts Institute of Technology, 8 (1929), 163–198.
[15] F. Peter undH. Weyl [1], Die Vollständigkeit der primitiven Darstellungen einer geschlossenen kontinuierlichen Gruppe. Mathematische Annalen 97 (1927), 737–757. · JFM 53.0387.02 · doi:10.1007/BF01447892
[16] M. H. Stone [1], Linear transformations in Hilbert space and their application to analysis. American Mathematical Society Colloquium Publications, New-york (1932).
[17] H. D. Ursell [1], Parseval’s Theorem for almost periodic functions. Proceedings of the London Mathematical Society, Series (2), 32 (1931), 402–440. · Zbl 0002.18903 · doi:10.1112/plms/s2-32.1.402
This reference list is based on information provided by the publisher or from digital mathematics libraries. Its items are heuristically matched to zbMATH identifiers and may contain data conversion errors. In some cases that data have been complemented/enhanced by data from zbMATH Open. This attempts to reflect the references listed in the original paper as accurately as possible without claiming completeness or a perfect matching.